Freitag, 7. November 2008

Einreichung der Standortgebiete für ein geologisches Tiefenlager

Die radioaktiven Abfälle sind schon heute eine Realität und sie müssen sicher entsorgt werden. Wir alle profitieren vom Strom, der Medizin und der Forschung und stehen damit in der Pflicht, die Verantwortung für deren Abfälle zu übernehmen.

Wir wissen, dass die Entsorgung radioaktiver Abfälle in einem geologischen Tiefenlager in der Schweiz technisch und politisch lösbar ist. Wir wissen jedoch noch nicht, wo diese Entsorgung stattfinden soll.

Heute haben wir aber mit der Bekanntgabe möglicher Standorte durch die Nagra einen ersten Schritt gemacht. Der Jurasüdfuss kommt, nebst fünf weiteren Standorten, für geologisch und technisch für ein Tiefenlager für schwach- und mittelaktive Abfälle in Frage. Jetzt geht es darum, die Auswahl möglicher Standorte auf dem vom Gesetz klar vorgegeben Weg etappenweise zu konkretisieren. Dabei ist die Mitsprache der betroffenen Regionen und der Schweizer Bevölkerung jederzeit gewährleistet. Ich bin deshalb überzeugt, dass wir am Schluss - das heisst nach einer allfälligen Volksabstimmung in etwa 10 Jahren - den technisch und politisch geeignetsten Standort kennen werden.
Die radioaktiven Abfälle sind, wie gesagt, schon heute eine Realität. Wir müssen uns also so oder so um ihre Entsorgung kümmern- unabhängig davon, ob wir neue Kernkraftwerke bauen wollen oder nicht. Darum sind die Bewilligungsverfahren für ein neues Kernkraftwerk und für das geologische Tiefenlager vom Gesetz her getrennt. Die beiden Prozesse laufen zeitlich verschoben. Das Problem mit der Versorgungssicherheit muss zuerst gelöst werden (neue Grosskraftwerke bis ca. 2025). Das Tiefenlager brauchen wir erst später, etwa 2040. Die hochaktiven Abfälle brauchen rund 40 Jahre Zeit, um abzukühlen und die Kapazitäten der Zwischenlager reichen noch lange. Wir haben also Zeit, die Standortwahl und den Bau des Tiefenlagers technisch und politisch sauber durchzuführen.

Freitag, 11. Juli 2008

Auch Deutschland bewegt sich...

Deutschland war bis jetzt die Bastion der Kernkraftgegner. Nun scheinen sich die Fronten langsam etwas aufzuweichen. Der Spiegel hat dazu einen interessanten Artikel veröffentlicht.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,564664,00.html

Donnerstag, 3. Juli 2008

Kernkraftwerke sind klimafreundlich!

Wussten Sie, dass Kernkraftwerke weniger CO2 für die Produktion einer Kilowattstunde Strom ausstossen als die Fotovoltaik? Das zur ETH gehörende Paul Scherrer Institut hat dies in einer Studie nachgewiesen.
Die Wissenschaftler haben dabei die gesamte Energiekette von der Gewinnung der Rohstoffe für die Energieerzeugung und für den Bau der Kraftwerke, sowie die Stromproduktion selbst und den Rückbau der Kraftwerke untersucht. Sie berechneten die folgenden Zahlen:
  1. Wasserkraft 4 Gramm CO2 pro kWh
  2. Kernenergie 8 Gramm CO2 pro kWh
  3. Wind 17 Gramm CO2 pro kWh
  4. Fotovoltaik 78 Gramm CO2 pro kWh
  5. Gaskombi 426 Gramm CO2 pro kWh
  6. Erdöl 885 Gramm CO2 pro kWh
  7. Braunkohle 1231 Gramm CO2 pro kWh

Nehmen wir an, wir würden die Schweizer Kernkraftwerke abschalten und unseren Strom in Zukunft mit Gaskombi-Kraftwerken erzeugen. Dann müssten wir alle sofort auf den motorisierten Verkehr verzichten, um das damit erzeugte CO2 wieder wett zu machen.

Noch ein Wort zur Urangewinnung, die die Gegner gerne als Quelle ungeahnter CO2-Emissionen herziehen. Eine moderne Zentrifuge, wie sie in Frankreich steht, braucht viel weniger Energie als herkömmliche. Die Schweiz bezieht ihr Uran aus modernen Anlagen. Aber sogar bei alten Anlagen, die mit Kohlestrom betrieben werden, steigt der CO2-Ausstoss nicht über 60 Gramm pro kWh. Der Uranabbau selbst trägt zur Zeit nur sehr wenig zum CO2-Ausstoss bei.

Freitag, 13. Juni 2008

Sehr geehrter Herr Vogt

Vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihre Bereitschaft, mit uns zu diskutieren. Wir beantworten gerne Ihre Fragen.

Bezüglich der Medienberichte möchte ich Sie auf ein paar Zahlen aufmerksam machen, auf denen wahrscheinlich die Aussagen in den Medien gründen. In Ergebnissen zu den bisherigen eidgenössischen Volksabstimmungen zum Thema Kernenergie zeigten sich die Solothurner Stimmbürgerinnen und Stimmbürger immer kernenergiefreundlicher als der schweizerische Durchschnitt. So haben zum Beispiel 73% der Solothurnerinnen und Solothurner die Volksinitiative "Strom ohne Atom" abgelehnt. Im persönlichen Gespräch mit Niederämtern stelle ich immer wieder fest, dass das KKG gut verankert ist und ein weiteres Kernkraftwerk akzeptiert würde. Dieser Eindruck wird untermauert von einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Demoscope, die im Januar 2008 durchgeführt wurde. Darin haben sich 52% der Niederämter für ein neues Kernkraftwerk ausgesprochen. Das sind 8% mehr als auf nationaler Ebene. Die gute Akzeptanz ist sicher auch dem KKG zu verdanken. Es geniesst einen guten Ruf, denn 89% der Befragten gaben an, dass das KKG ein eher gutes oder sogar gutes Image bei ihnen habe. Es ist uns natürlich bewusst, dass nicht alle Niederämterinnen und Niederämter ein neues Kernkraftwerk begrüssen und wir respektieren ihre Haltung dazu.

Zum politischen Willen auf Bundesebene möchte ich einwenden, dass bereits grosse Anstrengungen unternommen wurden. Denken wir nur an die Energiesparprogramme, die mit Bundesrat Ogis Eierkochen berühmt wurden. Leider haben aber das Bevölkerungs- und das Wirtschaftswachstum und die Zunahme der elektrischen Geräte inkl. Computer die Sparanstrengungen zunichte gemacht. Energieeffizienz heisst übrigens auch mehr Stromverbrauch. Wird eine Ölheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt, die die Umweltwärme nutzt, ist das zwar effizienter, doch der Stromverbrauch steigt.
Die erneuerbaren Energien werden dank einer Abgabe von 0,6 Rp./kWh, die jeder Stromkonsument bezahlen muss, mit 360 Mio. CHF pro Jahr gefördert. Dazu kommen noch grosse Summen der Stromproduzenten. Insgesamt sollen in den nächsten 30 Jahren 10 Milliarden CHF in die erneuerbaren Energien fliessen. Doch leider lassen sich damit nur ca. 5 TWh jährlich an zusätzlichen grünen Strom produzieren. Das entspricht nur einem Fünftel der Stromlücke von ca. 25 TWh. Mehr liegt vom Potenzial her nicht drin. Der Widerstand gegen Wind- und Kleinwasserkraftwerke von Seiten der Landschaftsschützer, Fischer etc. ist so gross, dass sich viele Vorhaben nicht verwirklichen lassen.

Ihr Einwand bezüglich des Tiefenlagers kann ich verstehen. Bis Ende Jahr sollen mögliche Standorte für die engere Wahl vorgeschlagen werden. Es ist uns bewusst, dass es ein langwieriger und schwieriger Prozess werden wird, doch im Kernenergiegesetzt steht, dass die radioaktiven Abfälle, die übrigens nicht nur von den Kernkraftwerken stammen, in der Schweiz entsorgt werden müssen. Wie beim Bau neuer Kernkraftwerke hat das Volk auch beim Bau eines Tiefenlagers das letzte Wort. Beide Entscheide unterliegen dem fakultativen Referendum. Sie präjudizieren einander nicht. Bei der Entsorgung der nuklearen Abfälle geht es nicht um die Frage für oder gegen Kernenergie. Die radioaktiven Abfälle sind schon heute eine Realität, mit der wir uns auseinandersetzen und die wir lösen müssen.

Die Niederämter Gemeindepräsidenten sind sich des Steuerproblems bewusst. Sie haben sich laut Medienberichten darauf geeinigt, eine faire Verteilung der Steuern eines neuen Kernkraftwerks zu finden.

Bezüglich des Kühlturms gibt es gute Nachrichten. Atel hat erkannt, dass dieser ein pièce de résistance ist und plant einen Hybridkühlturm. Dieser ist nur ca. ein Drittel so hoch wie der bestehende und wird mit Ventilatoren belüftet. Er wird im Normalfall keinen Dampf ausstossen. Von Lostorf her sollte das neue Kernkraftwerk nicht zu sehen sein.

Ich hoffe, Ihre Fragen damit einigermassen beantwortet zu haben und freue mich, mit Ihnen vielleicht an einem unserer Anlässe mal persönlich zu diskutieren.


Thomas Vogt, Lostorf hat einen neuen Kommentar zu Ihrem Post "
Resolution der AVES CH" hinterlassen:

Ein zweiter Reaktor für das Kernkraftwerk Gösgen– ein paar Gedanken aus Lostorfer SichtAls geschäftlicher wie auch privater Nutzer von elektrischer Energie habe ich gegenüber der Kernenergie keine ablehnende aber kritische Haltung. Als sehr störend, unfair und nicht zutreffend empfinde ich die unzähligen Medienberichte, wonach alle Einwohner des Niederamtes als atomfreundlich bezeichnet werden, ja gar so dargestellt wurden, dass wir eigentlich nur darauf warten, bis der Bau eines weiteren Kraftwerkes in Angriff genommen werden kann.Nichts desto trotz sind für mich im Allgemeinen und als Lostorfer Einwohner im Speziellen einige Punkte offen, welche geklärt sein müssen, bevor ein neues oder gar ein zweites Kernkraftwerk gebaut werden kann.
1. Der politische Wille muss auf nationaler Ebene vorhanden sein, dass alternative Energien gefördert werden und Sparmassnahmen greifen.
2. Die Frage eines möglichen Endlagers muss gelöst sein. Die Expertise liegt schon seit Januar 2003 von der Nagra auf, doch der Widerstand im Zürcher Weinland, dem Gebiet der 1. Priorität, ist gewaltig, denn ein Endlager will ja niemand in der Nähe haben.
3. Eine gerechte Lasten- und Steuerverteilung muss vorliegen. Es kann nicht angehen, dass Däniken einen Löwenanteil der Einnahmen erhält, aber nur einen geringen Teil der Lasten trägt. Obschon die Einrichtungen auf Däniker Boden liegen, haben diese regionale Auswirkungen. Mehr als 25% der Einnahmen stehen der Gemeinde nicht zu. Der Rest muss gerecht auf die umliegenden Gemeinden im Niederamt verteilt werden.
4. Schliesslich sollte dem Landschaftsbild eine grosse Bedeutung beigemessen werden. Lostorf liegt ja bekanntlich nördlich des Kühlturmes, wo das Sonnenlicht zwischenzeitlich von einer Dampfschwade eingetrübt wird. Als Betreiber einer Photovoltaik Anlage ärgert mich das besonders. Einen zweiten Kühlturm verträgt es nicht. Im Gegenteil müssen Alternativen gesucht werden, welche dem Niederamt eine dampfarme oder gar dampflose Zukunft bescheren.Das sind Fragen, welche mich und bestimmt auch andere Betroffene beschäftigen und worüber ich gerne von den zuständigen Seiten eine Stellungnahme erwarte.
Thomas Vogt, Lostorf

Dienstag, 3. Juni 2008

Resolution der AVES CH

An der Delegiertenversammlung vom 31. Mai 2008 in Zug verabschiedete die Aktion für vernünftige Energiepolitik Schweiz (AVES) folgende RESOLUTION:

AVES kämpft für Wasserkraft und Kernenergie –
AVES lehnt die Volksinitiative „Lebendiges Wasser“ ab


Die Aktion für vernünftige Energiepolitik (AVES) fordert Parlament und Bevölkerung auf, der Verletzlichkeit unserer Arbeitsplätze wegen der Energieversorgung grösste Aufmerksamkeit zu widmen. - Neben den aktuellen Engpässen in der Öl- und Gasversorgung ist längerfristig vor allem die Versorgungssicherheit beim Strom stark gefährdet. Die Nutzung der Wasserkraft darf deshalb nicht weiter eingeschränkt werden und die Volksinitiative „Lebendiges Wasser“ ist abzulehnen. Der Bau von Ersatz-Kernkraftwerken muss überdies mit grösstem Nachdruck und ohne weitere Zeitverzögerung vorangetrieben werden. - Der „fiskalische Raubzug“ auf unseren CO2-freien Strom muss im Interesse unserer Arbeitsplätze beendet werden.

Seit Jahren wird in der Schweiz über die Energiepolitik debattiert. Unterdessen hat sich die Verletzlichkeit unseres Landes im Bereich der Energieversorgung laufend erhöht und nähert sich einem kritischen Niveau. Die Unsicherheiten und die Preisentwicklung im Bereich der Öl- und Erdgasversorgung sind mittlerweile jedermann bewusst geworden. Von grossen Teilen der Politik und der Bevölkerung wird hingegen nicht wahrgenommen, dass wir auch bei der Stromversorgung auf eine gefährliche Verknappung hinsteuern, die wegen der Bedeutung des Stroms als „Schlüsselenergie“ gravierende Folgen haben wird. Die Wasserkraftnutzung darf deshalb nicht weiter eingeschränkt werden. Die Förderung erneuerbarer Energien und die Erhöhung der Energieeffizienz ist überdies keine ausreichende Alternative für den Ersatz der älteren Kernkraftwerke. Die AVES ruft deshalb die verantwortlichen Politiker und die gesamte Bevölkerung auf, sich der dringenden Notwendigkeit eines raschen Ersatz-Baus von Kernkraftwerken bewusst zu werden. Die grossen Elektrizitätswerke werden aufgefordert, bis Ende 2008 die erforderlichen Rahmenbewilligungsgesuche für Ersatz-Kernkraftwerke beim Bund einzureichen.

Die Schweiz ist gut beraten, wenn sie alles unternimmt, um die umweltfreundliche CO2-freie Stromversorgung auch für die nächsten Jahrzehnte zu sichern. Neben dem Ersatzbau von Kernkraftwerken bedingt dies aber auch ein klares Einstehen für die Erhaltung der Wasserkraftnutzung (inklusive Erhöhung Grimsel-Staumauer). Das Zusammenwirken von Kernkraftwerken zur Erzeugung von Bandenergie und von Wasserkraftwerken zur Abdeckung der Verbrauchsspitzen ist – auch unter ökologischen Aspekten – einzigartig und sehr sinnvoll. Die AVES lehnt deshalb die im nächsten Jahr zur Abstimmung gelangende Initiative „Lebendiges Wasser“ des Fischerei-Verbandes einstimmig ab, da deren Annahme zu grossen Ausfällen beim Wasserstrom führen würde.

Bereits heute wird der Strom mit jährlich weit über 1 Milliarde Franken (über 1000 Millionen!) an Steuern und Abgaben wie Wasserzinsen, Durchleitungsabgaben etc. belastet. Dies ist mehr als genug! Für die AVES ist es unverständlich, dass der „Raubzug“ auf unseren CO2-freien Strom laufend verschärft wird. Damit wird die internationale Konkurrenzfähigkeit unserer Industrie beeinträchtigt und der Werkplatz Schweiz gefährdet.

Dienstag, 29. April 2008

Ueli Bucher, VRP AEK zur Eröffnung der GV AEK

Sie alle kennen den ziemlich unangenehmen Vorgang. Jedes halbe Jahr oder vielleicht jährlich machen Sie den Gang zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin. Die periodische Kontrolle ist angesagt.
Während der Kontrolle treibt Ihnen schon ein kurzes Räuspern des Arztes den Angstschweiss auf die Stirn. Sie wissen, schon das Aufdecken einer kariösen Stelle führt zu einer nicht sehr angenehmen Behandlung und zu Kosten.
Als vernünftig denkenden Menschen lassen Sie dieses unangenehme Prozedere über sich ergehen. Die Absicht ist klar und einleuchtend. Sie wollen grösseren Gebissschäden oder gar einer Zahnextraktion und damit einer Zahnlücke vorbeugen.
Bei diesem periodischen Prozedere lassen Sie sich von der Fachfrau oder vom Fachmann beraten und wählen, wenn nötig, die Ihnen zusagende Sanierungsmethode. In eher seltenen Fällen holen Sie noch eine Zweitmeinung einer Fachperson ein. Aber ich habe noch nie gehört, dass man versucht, das Problem zu lösen, indem man einfach das Vorhandensein des Zahnschadens bestreitet. Spätere Schmerzen, ein eventuell unreparierbarer Zahn und damit seine Entfernung wären die Folge.
Damit wir mögliche Gebissschäden bzw. Zahnlücken vermeiden können, handeln wir üblicherweise sehr rational, verantwortungsbewusst und mit Weitsicht. Die Vorschläge der Fachpersonen werden in aller Regel umgesetzt.

Und bei der zu erwartenden Stromlücke?

Seltsamerweise ist in diesem Fall die Handlungsweise völlig anders.

Statt auf die Argumente der Fachpersonen einzugehen, wird das Problem durch selbsternannte Scheinexperten als nicht existent bezeichnet. Mit zwar sachlich richtigen, aber in der Menge völlig unzureichenden Vorschlägen, wird vom Hauptproblem abgelenkt. Dazu zwei Beispiele:

1. Energie sparen

Selbstverständlich müssen wir Energie sparen. Und zwar in riesigen Mengen. Und es gibt tatsächlich ein erhebliches Sparpotenzial, welches ohne grösseren Komfortverlust und auch wirtschaftlich tragbar umgesetzt werden kann.

In der Diskussion um die Sparmassnahmen muss aber in jedem Fall absolut unmissverständlich aufgezeigt werden, um welche Energie es sich handelt.
Es ist schlichtweg schlitzohrig, wenn Wärmeenergie und Strom miteinander verrechnet werden.
Realistischerweise liegt das grösste Sparpotenzial bei der Wärme. Stichworte sind Isolationen, Rückgewinnung, Erhöhung der Energieeffizienz.
Häufig führt aber die Erhöhung der Energieeffizienz zu höherem Stromkonsum. Der Ersatz einer konventionellen Heizung durch eine Wärmpumpe beispielsweise bringt eine erhebliche Reduktion beim Verbrauch von fossilen Brennstoffen, führt aber zu einem Mehrbezug von Strom.
Auch die modernen Bauten im Minergiestandard benötigen relativ viel Strom. Zu Heizzwecken wird aber in diesen energieoptimierten Gebäuden kaum mehr Energie benötigt.
Die so genannte 2000 Watt Gesellschaft oder moderner und präziser 1-Tonne-CO2-Gesellschaft ist gar kein so unrealistisches Ziel. Aber sicher kann dieses Ziel nur erreicht werden, wenn dafür genügend Zeit, Geld und auch Strom zur Verfügung steht.

Erkenntnis:
Energie sparen und Strom sparen ist nicht dasselbe.


2. Strom sparen

Wie gesagt, Strom sparen ist sehr viel schwieriger, als einfach nur Energie sparen. Tatsächlich gibt es auch beim Strom einige realistische Möglichkeiten.
Beispielsweise ist der Kauf von energetisch optimierten Elektrogeräten oder -anlagen sinnvoll. Auch die tatsächliche Trennung von Lade- und Speisegeräten und die Vermeidung des Standby Betriebes bringt etwas. Eine Befolgung dieses Tipps durch einen Grossteil der Bevölkerung hätte eine nicht zu unterschätzende Wirkung, haben wir doch etwa 3,2 Mio. Haushalte in der Schweiz. Der Spareffekt im Ganzen ist deshalb erheblich und demzufolge ist jede eingesparte Wattstunde wichtig und ein Schritt in die richtige Richtung.
Mich ärgert aber, dass offenbar die gute alte Glühlampe verboten werden soll. Aus zwei Gründen: Erstens ist die Wirkung dieser Massnahme nicht eben durchschlagend. Der Anteil der privaten Beleuchtung am Stromverbrauch liegt bei lediglich etwa 3 % des Stromverbrauchs in der Schweiz. Das ist nicht eben berauschend für eine Massnahme, die Jahre, ja Jahrzehnte benötigt, bis sie wirkt.
Zweitens suggeriert ein solches Gesetz, dass es der Staat schon richten werde. Das ist falsch.
Der verantwortungsvolle Umgang mit Energie, muss eigener Überzeugung entspringen. Ein Verbot in einem Nebenbereich führt doch zur Fehlmeinung, die übrigen Bereiche seien kein Problem. Eigenverantwortung muss das Ziel sein, nicht Regulierungsmassnahmen.

Strom sparen ist zwingend. Im Zusammenhang mit Stromsparmassnahmen habe ich einen konkreten Gratistipp an die hier anwesenden Gemeindevertreter: Lassen Sie ihr Wassernetz auf Verluste kontrollieren. Das dient dem Werterhalt der öffentlichen Infrastrukturen. Ins Netz gepumptes Grundwasser, das durch Lecks wieder ins Grundwasser gelangt, ist eine echt sinnlose Verschwendung von elektrischer Energie.

Also, sparen ist sehr gut. Aber mit Strom sparen wird in der Wirkung das Hauptproblem, nämlich die zukünftige Abdeckung des Strombedarfs, nur zu einem kleinen Teil gelöst. Viel zu klein ist das realistische Stromsparpotenzial.

Erkenntnis: Strom sparen kann aber die drohende Stromlücke bei Weitem nicht verhindern.


Letztes Jahr habe ich an dieser Stelle über alternative Energie- bzw. Stromerzeugung sowie über das Potenzial der Wassernutzung in der Schweiz gesprochen. Ich verzichte auf eine Wiederholung der damals gemachten Aussagen. Nur soviel: Der so erzeugte Strom wird ebenfalls nur ein ganz bescheidener Teil der Problemlösung beitragen.

Und damit zur Kernfrage: Kommt sie nun, die schweizerische Stromlücke?

Die Antwort ist klar. Ohne griffige Gegenmassnahmen wird sie kommen. Früher, als wir denken. Die Begründung ist einfach und plausibel. Die ältesten Schweizer Kernkraftwerke kommen in einigen Jahren an das Ende der Betriebszeit. Ausserdem laufen ebenfalls in einigen Jahren (dummerweise fast zeitgleich) die Lieferverträge mit ausländischen Kernkraftwerken aus. Und weil ganz Europa zusätzliche elektrische Energie benötigt, ist eine Vertragserneuerung ausgeschlossen. Zudem sind auch die Leitungskapazitäten nicht unendlich. Stromimport ist also auch keine taugliche Option.

Was ist zu tun?

Ganz einfach, alle vier Handlungsfelder des Bundes zur Problemlösung konsequent vorantreiben, aber mit- und nicht nacheinander.
Oder – um beim eingangs erwähnten Bild der Zahnpflege zu bleiben: Stromsparen, erneuerbare Stromerzeugung, Energieeffizienz erhöhen, Strom-Aussenpolitik usw. sind vorbeugende Massnahmen. Der Bau neuer Grosskraftwerke in der Schweiz ist die zwingend notwendige Sanierung.
Oder - um das Bild der Vier-Säulenpolitik des Bundes zu gebrauchen. Es sind eben nicht vier gleich starke Säulen, sondern eher drei filigrane Stabilisierungsstützen und die tragende Säule „Grosskraftwerke“.

Dass neue Grosskraftwerke dringend notwendig ist, lässt sich auch anhand einer technischen Entwicklung unterstreichen.
Seit einigen Monaten sind die Strom-Versorgungsunternehmen daran, automatische Lastabwurfeinrichtungen in Betrieb zu setzen. Was heisst das?
Stromangebot und –nachfrage müssen im Gleichgewicht sein und das Netz muss die Energie übertragen können. Wenn nun beispielsweise durch einen plötzlichen Ausfall eines Kraftwerks oder einer wichtigen Leitung das Angebot den Bedarf nicht mehr decken kann, wird die Stabilität des Netzes gefährdet. Zur Verhinderung eines kritischen Zustandes muss Last abgeworfen werden. Was relativ harmlos tönt heisst konkret, dass grössere Regionen vom Netz getrennt werden. Im AEK-Netz könnten maximal 70 % der Bezüger von einem Lastabwurf betroffen sein. Inskünftig entscheiden also automatische Schutzeinrichtungen, wo es im Grossstörungsfall dunkel wird.
Die Branche hat übrigens diesen Sachverhalt klar kommuniziert. Aber mir scheint, nur eine ganz kleine Minderheit hat von diesem Faktum Kenntnis genommen. Wenn aber Ingenieure so unpopuläre Massnahmen wie den Lastabwurf umsetzen, heisst das für mich, dass die Lage ernst, sogar sehr ernst ist.

Wir müssen also raschmöglichst und mit aller Kraft sämtliche Möglichkeiten zur Problemlösung umsetzen. Dazu gehört der Bau von Grosskraftwerken. Sie hören richtig, ich spreche in der Mehrzahl. Angesichts der CO2-Problematik führt kein Weg an der Kernenergie vorbei.
Wer Kernenergie als Ultima ratio bewertet, hat den Ernst der Lage bezüglich Strombedarf und bezüglich CO2-Belastung nicht erkannt.
Allerdings wird die Einlösung der meines Erachtens zwingenden Option, nämlich der Bau von Kernkraftwerken, kein Sonntagsspaziergang. Zu gross sind die politischen Widerstände.

Es stellt sich deshalb die Frage, wie demokratische Mehrheiten zugunsten der Kernenergie gesichert werden können?
Mit ehrlichen, objektiven und einfach verständlichen Argumenten. Dabei muss die gesamte Branche mit einer Stimme auftreten. Die beiden AEK-Mütter, ATEL und BKW sowie selbstverständlich die AXPO müssen dabei eine Leaderfunktion übernehmen.

Apropos ehrliche Information: Mich nervt beispielsweise, dass lokale Werke (es handelt sich um keines in unserer Region) Angebote mit so genannt kernenergiefreiem Strom anbieten. Das tönt so edel. Ist es aber nicht. Kernenergiefreie Stromangebote bringen absolut keine Verbesserung der Gesamtsituation. Der Anteil der Kernenergie steigt einfach in den übrigen Regionen.

Ein wichtiger Hinweis: Ökostromangebote fördern die alternative Stromerzeugung. Das ist positiv. Kernenergielose Angebote verlagern bloss. Das ist scheinheilig.

Noch eine letzte Bemerkung zum Vergleich von Zahnlücke und Stromlücke. Die Gegenüberstellung ist nämlich nicht ganz korrekt. Mit einzelnen Zahnlücken ist die Funktion des Gebisses nicht unbedingt eingeschränkt. Bei der Stromlücke ist das nicht gleich. Eine Abschaltung führt immer zu einem 100 % Stromausfall in einer Region. Im besten Fall nur während einer relativ kurzen Zeit.
Ein Gebiss funktioniert ohne Weisheitszähne, eine gute Energiepolitik funktioniert aber nicht ohne Weisheit.

Noch eine Feststellung zur laufenden Liberalisierung. Bekanntlich befinden wir uns in der konkreten Umsetzungsphase. Meine Freude über das neue Gesetz ist relativ bescheiden. Ein bisschen Markt ist zwar eingeführt. Aber mit freiem Markt hat das Ganze eher wenig zu tun. Zudem ist das Gesetzeswerk sehr kompliziert ausgestaltet.
Ich hoffe aber trotzdem, dass in fünf bis zehn Jahren immer noch mehr Ingenieure als Juristen in den Stromversorgungsunternehmungen arbeiten.

Mittwoch, 23. April 2008

Ständeratskommission will mit Kernenergie vorwärts machen

Gestern hat die Ständeratskommission die Ziele und Projekte für die Legislaturperiode 2007 - 2011 beraten. Mit 9 zu 1 Stimme hat sie beschlossen, den Ersatz der auslaufenden Kernkraftwerke durch moderne Werke voranzutreiben. Sie verlangt vom Bundesrat bis 2010 eine Entscheidung über den Lagerort für hochradioaktive Abfälle. Zudem ist sie der Meinung, dass Gaskombi-Kraftwerke in der Schweiz nur gebaut werden dürfen, wenn der CO2-Ausstoss im Inland kompensiert wird.
Ich bin sehr erfreut darüber, dass nun auch im Parlament Druck aufgebaut wird. Denn ohne politischen Druck sind einige Schlüsselpersonen in Bern geneigt, die Kernenergiefrage bis zum Sankt Nimmerleinstag zu verschleppen.

Montag, 21. April 2008

Leserbrief

"Keine Stromlücke" betitelte Werner Zurfluh seinen Leserbrief in der Aargauer Zeitung vom 18.4.2008. Die neueste Elektrizitätsstatistik des Bundesamtes für Energie (BFE) würde "die von der Stromwirtschaft heraufbeschworene Stromlücke" mit Lügen strafen, zitiert der Autor dann die Schweizerische Energie-Stiftung. Er spricht von einem Rückgang des Stromverbrauchs von 5.6%. Ob Absicht des Autors oder Unachtsamkeit: diese Zahl ist mehr als falsch. Gemäss Bundesamt für Energie BFE sank der Elektrizitätsverbrauch um 0.6 %.

Aber zurück zu "Keine Stromlücke": Selbst das BFE, das keine Lust auf Bewilligungsverfahren für neue Grosskraftwerke zeigt, widerspricht in seinen Erläuterungen derartigen Kurzschlüssen. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Grund für den ersten Rückgang des Elektrizitätsverbrauchs seit zehn Jahren ist weder der nachhaltige Stromsparwille einer neuen Generation verzichtsorientierter Konsumenten noch die durchschlagende Wirkung hocheffizienter Geräte, sondern das im ersten Halbjahr 2007 deutlich zu warme Wetter. So gab es beispielsweise im April 61% weniger Heizgradtage, die für den Stromverbrauch entscheidend sind. Im zweiten Halbjahr lagen die Temperaturen wieder in der Norm – und der Stromverbrauch stieg über die Vorjahreswerte. Im Winterhalbjahr wurden unter dem Strich gar 4 Milliarden Kilowattstunden eingeführt! Wer fair argumentiert, zitiert Zahlen und Aussagen korrekt und vollständig.

Freitag, 11. April 2008

Stromfressendes Internet

Wir alle brauchen es, sonst könnten Sie den Blog nicht lesen und ich hätte ihn nicht posten können. Das Internet ist unser täglicher Begleiter geworden, es ist ein Fenster zur Welt, zu vielen phantastischen Möglichkeiten. Doch es frisst auch enorm viel Strom.
Wussten Sie, dass eine Suchanfrage bei Google soviel Strom braucht wie eine 10-Watt Sparlampe in einer halben Stunde? Nicht nur Ihr Compi, sondern die Heerscharen von Servern brauchen dauernd Strom. Eine Suchanfrage an sich ist vernachlässigbar. Aber über eine Milliarde Suchanfragen pro Tag fressen eine gewaltige Menge Strom.
Der amerikanische Internetexperte Kevin Kelly hat den weltweiten Energieverbrauch des Internets auf 868 TWh berechnet. Im Vergleich dazu: Die Schweiz konsumiert pro Jahr rund 57 TWh. Oder: Das Kernkraftwerk Gösgen produziert jährlich ca. 8 TWh Strom.

Mittwoch, 2. April 2008

Der Bundesrat zum Tiefenlager

Der Bundesrat hat heute entschieden, die Suche des geologischen Tiefenlagers für radioaktive Abfälle mit dem Sachplan weiter voranzutreiben. So werden die erforderlichen Rahmenbedingungen geschaffen, um die notwendigen weiteren Schritte einzuleiten.

Der Bundesrat führt damit seine Energiestrategie weiter, die nebst der Förderung von erneuerbaren Energien und der Verstärkung der Energieeffizienz den Einsatz von Grosskraftwerken vorsieht.

Dies liegt auch in unserem Interesse: Die Energieversorgung soll sichergestellt, die CO2-Emissionen auf tiefen Niveau gehalten und ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz im Inland geleistet werden.

Radioaktive Abfälle aus Kraftwerken, Forschung, Medizin und Industrie müssen gemäss Gesetz im eigenen Land entsorgt werden. Der Nachweis, dass dies mit der geologischen Tiefenlagerung möglich ist, wurde seit längerer Zeit erbracht. Der Bundesrat hat vor rund eineinhalb Jahren seine Zustimmung zu geologischen Tiefenlagern gegeben. Das Sachplanverfahren stellt nun sicher, dass diese Aufgabe umgesetzt wird.

Freitag, 28. März 2008

Mehrheit für Ersatz alter KKW durch neue!

Die Stimmung in der Schweizer Bevölkerung gegenüber der Kernenergie hat sich im Vergleich zu den Vorjahren weiter positiv entwickelt. Festgestellt hat dies die Eckwertstudie, eine repräsentative, jährlich schweizweit durchgeführte Telefonbefragung zur Kernenergie. 52% der Befragten sind persönlich für den Ersatz eines bestehenden Kernkraftwerks durch einen Typ neuester Generation.
Die Studie zeigt auch, dass eine Mehrheit (70,3%) den wichtigen Beitrag der Kernenergie zur Versorgungssicherheit unseres Landes anerkennt. Interessant ist auch, dass 67.9% nicht daran glauben, dass die bestehenden Kernkraftwerke dank Stromsparen abgestellt werden können.
Rund 43,5% meinen sogar, dass in Zukunft der Kernenergieanteil von in der Schweiz erzeugter Elektrizität grösser sein wird als heute. Der Hauptgrund für den Bau neuer Kernkraftwerke ist für die Befragten klar der steigende Stromverbrauch.
Interessant ist, dass Frauen und das Welschland kritischer gegenüber der Kernenergie eingestellt sind. Weitere Informationen unter www.swissnuclear.ch
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Kabelverlegung4119

Aktion für eine vernünftige Energiepolitik Schweiz Kanton Solothurn

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